Israel hat mich in vielerlei Hinsicht geprägt. Im Grunde bin
ich heute noch nicht fertig damit, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Aber
hier möchte ich eine kleine Sache ansprechen, die mich persönlich beeindruckt
und meine Einstellung verändert hat. Anderen kommen diese Gedanken
wahrscheinlich banal vor, trotzdem möchte ich sie kurz ausführen:
Dazu muss ich sagen, dass ich in der Zeit vor der
Israel-Exkursion damit beschäftigt war, meinen Praktikumsbericht zum
studienbegleitenden Praktikum anzufertigen, in dem man unter anderem eine
selbst gehaltene Unterrichtsstunde ausarbeiten soll. Dafür habe ich eine
Unterrichtsstunde in der fünften Klasse ausgewählt, die sich mit der Bindung
Isaaks beschäftigte. In der Vorbereitung musste ich feststellen, dass dieses
Thema völlig kontrovers ausgelegt und diskutiert wird. Ich entschied mich aus
verschiedenen Gründen dafür, den Kindern die Bedeutung dieser Bibelstelle zu
vermitteln, indem sie die Abkehr von Menschenopfern darstellt. Die Schüler
sollten hier eine Besonderheit des abrahamitischen Gottesbildes kennen lernen.
So viel zur Vorgeschichte, die Stunde lief dann auch ganz
gut. Interessant war allerdings die Diskussion, die sich im Nachhinein zwischen
meiner Betreuungslehrerin und dem Religionslehrer der betreffenden fünften
Klasse (der mir die Aufgabe übertragen hat, dieses Thema mit seiner Klasse zu
erarbeiten) entsponnen hat. Während ihm der Aspekt des Auf-die-Probe-Stellens
gefehlt hat, vertrat sie den Standpunkt, dass das Thema überhaupt nicht für eine
fünfte Klasse geeignet sei, und schon gar nicht als Probe. Ich selbst stellte
mir daraufhin auch die Frage, ob ich das Stundenkonzept so je wieder anwenden
werde, oder ob es nicht ganz pragmatisch einfacher sei, das Thema künftig
auszulassen. Die letzte Variante war allerdings auch nicht wirklich
zufriedenstellend.
So und jetzt komme ich dazu, inwiefern mich Israel in dieser
speziellen Frage weiter gebracht hat. Schon in der Vorbereitung auf mein
Referat am Haram es Sarif bin ich wieder über Abraham und Isaak gestolpert.
Schließlich soll das in Gen 22 geschilderte Geschehen an diesem Ort im heutigen
Jerusalem stattgefunden haben (wirklich plausibel ist das nicht, weil in Gen 22
vom Land Morija die Rede ist, während der Berg als solches einen anderen Namen
erhält, nach Verfassen des Buches der Chronik findet dann wohl redaktionell motiviert die
Zusammenlegung des Berges mit dem Begriff Morija statt). Trotzdem wird hier aus
der Tradition heraus einer der wichtigsten Orte für die abrahamitischen
Religionen mit der Bindung Isaaks verbunden.
Bei der Besichtigung der Ausgrabungen von Sepphoris
schließlich wieder - die Bindung Isaaks als Mosaik auf dem Boden der uralten
Synagoge. Hier nimmt die Szene eine ganz zentrale Stelle ein, bei der es um das
Konzept der Verheißung geht.
Auch in christlichen Kirchen, z.B. der Grabeskirche, ist die
Szene verewigt - als Bemalung an den Kirchenwänden.
Insgesamt kann ich sagen, dass mir gefühlt jeden Tag Abraham
und Isaak über den Weg gelaufen sind, um das mal bildlich auszudrücken. Beim Durchsehen
meiner Fotos ist mir das noch einmal deutlich vor Augen geführt worden.
So komme ich wieder zurück auf mein Ausgangsproblem: soll
ich die Bindung Isaaks in der fünften Klasse besprechen, und wenn ja, wie?
Israel hat mich folgendes gelehrt: das Thema auszulassen
kommt nicht in Frage. Dazu nimmt es einen zu zentralen Standpunkt im
Christentum, Judentum und Islam ein. Ob ich dagegen die Stunde wieder genau so
aufziehen werde wie beim letzten Mal, werde ich mir noch überlegen. Es bleibt
nämlich das Problem, dass es keine einheitliche Meinung zur Bedeutung von Gen
22 gibt, dagegen viele widersprüchliche Interpretationen. Vielleicht bietet es
sich ja an, die Szene auch einmal aus der Sicht anderer abrahamitischer
Religionen zu beleuchten und dann kann ich meine Fotos von der Synagoge in
Sepphoris, dem Felsendom und auch der Grabeskirche heraus holen und den
Schülern erklären, warum sie mich so sehr beeindruckt haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen