Eine
Exkursion ins Heilige Land kann ohne religiöse Erfahrungen kaum gehen. Mir
wurde bewusster, dass wir Menschen heilige Orte brauchen, die uns Gott näher bringen.
Zweifellos waren viele besuchte Stätten, wie der See von Genezareth, Getsemani,
Golgota, und das Heilige Grab solche Orte für mich. Aber in diesem Blog wollte
ich nicht darüber schreiben…
„Die
Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Israel ist erstmals in den knapp 60
Jahren ihres Bestehens geschändet worden. /…/ Der Vorsitzende der Gedenkstätte,
Avner Schalev, äußerte sich empört über die Schändung: ´Wir sind schockiert und
verstört über diesen Ausdruck brennenden Hasses gegen die Zionisten und den
Zionismus´, sagte er. Die beispiellose Tat überschreite eine rote Linie.
Zugleich deutete er an, dass ultra-orthodoxe Juden für die Tat verantwortlich
sein könnten....”
Diese
Nachricht erinnerte mich sofort an unseren Besuch von Jad Vaschem, der mir
jetzt wieder sehr lebendig vor Augen steht. Beeindruckend fand ich die Qualität
der Darstellung: Der Wagon auf der Brücke, der in den Absturz führt; die geschichtliche
Darstellung der Massen und der Einzelpersonen; die Kerzenlichte und die Namen
der Kinder; die Säulen mit den Ortsnamen der vernichteten Gemeinden… Das ist alles
so ausdrucksreich, voll mit Symbolen… Ja, das ist eine hohe Kunst, und für
Israel ein Weg, um diese furchtbare Geschichte zu verarbeiten. Jetzt kommt
diese Nachricht, und – Dank der Exkursion - ich weiß, worum es hier geht… Aber
eigentlich wollte ich auch nicht darüber schreiben.
Für
einen großen Gewinn der Exkursion halte ich, dass ich in die religiöse Vielfalt
Israels einen tieferen Einblick bekommen habe. Darüber möchte ich schreiben,
und die „ultra-orthodoxen Juden“ gehören auch dazu.
Ein großes
Lob verdient unsere israelische Reisebegleiterin, die nicht müde wurde uns
während der Busfahrten über die verschiedenen Religionen und Absplitterungen
aufzuklären. Sie hat ausführlich über das Judentum geredet: Über die liberalen
bzw. orthodoxen und auch über die ultra-orthodoxen Juden. Sie hat erzählt, wie
sie den Sabbat begeht und auf meine Nachfrage hat sie auch kurz erklärt, warum
sie vom Christentum zum Judentum konvertiert ist: Sie hat das Alte Testament
immer schon geliebt, und als sie im Rahmen des Studienjahres in Israel war, hat
sie das Judentum immer mehr kennengelernt. Sie empfand, dass es sich vielmehr
um die Fragen kümmert, wie man praktisch lebt und wie man glücklich wird. Mit
der Zeit hat sie auch gemerkt, dass Jesus für sie doch nicht das Zentrum zu
sein scheint, auf den man nicht verzichten könnte…
Als
wir das Gebiet der Kabbala um Safed durchkreuzten, erzählte sie uns über die
jüdische Mystik. Kabbala wurde deswegen das Zentrum dieser Strömung, weil viele
Juden sich hier ansiedelten, nachdem sie aus Spanien vertrieben wurden. Nicht
weit von Tabgha wohnen die Messianisten. Sie sind Juden, die Jeschua als
Messias anerkennen, die Kirche aber nicht. Mit ihren Behauptungen stehen sie in
ziemlicher Spannung mit anderen Juden. Im Norden sind wir noch einigen Drusen
begegnet. Sie sind leicht zu erkennen, weil sie in schwarz rumlaufen. Das ist
eine Gruppe, die sich vom Islam um 1000 abgespalten hat und ihren Glauben
geheim hält: mit 16 müssen sich die Jugendlichen entscheiden, ob sie religiös
leben werden. Wenn ja, dann werden sie in die Religion eingeführt und dürfen
nur innerhalb ihrer religiösen Gemeinschaft heiraten.
Über
den Islam muss ich nicht lange schreiben. Die massiven Konflikte zwischen Juden
und Palästinensern spürten wir oft in der Luft. Es ist traurig zu sehen, wie in
Israel viel Aggression und Leid in den Religionsunterschieden ihren Grund haben.
Enden
möchte ich mein Blogbeitrag mit dem Besuch in Akko: Dort erzählte unsere
Reisebegleiterin lange über die Religion Bahai. Sie scheint eine unter den ganz
wenigen Religionen zu sein, die auf Harmonie und Friede unter den Religionen
setzt. – Angesichts vieler Konflikte im Nahen Osten sollten wir ihre Anliegen
würdigen.
Ich
bin sehr Dankbar für die vielen Erfahrungen mit diesen verschiedenen Religionen
und auch dafür, dass ich mit euch diese Reise erleben durfte.
Csermák Péter
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