Dienstag, 12. Juni 2012

Den Horizont erweitern...


Eine Exkursion ins Heilige Land kann ohne religiöse Erfahrungen kaum gehen. Mir wurde bewusster, dass wir Menschen heilige Orte brauchen, die uns Gott näher bringen. Zweifellos waren viele besuchte Stätten, wie der See von Genezareth, Getsemani, Golgota, und das Heilige Grab solche Orte für mich. Aber in diesem Blog wollte ich nicht darüber schreiben…
„Die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Israel ist erstmals in den knapp 60 Jahren ihres Bestehens geschändet worden. /…/ Der Vorsitzende der Gedenkstätte, Avner Schalev, äußerte sich empört über die Schändung: ´Wir sind schockiert und verstört über diesen Ausdruck brennenden Hasses gegen die Zionisten und den Zionismus´, sagte er. Die beispiellose Tat überschreite eine rote Linie. Zugleich deutete er an, dass ultra-orthodoxe Juden für die Tat verantwortlich sein könnten....”
Diese Nachricht erinnerte mich sofort an unseren Besuch von Jad Vaschem, der mir jetzt wieder sehr lebendig vor Augen steht. Beeindruckend fand ich die Qualität der Darstellung: Der Wagon auf der Brücke, der in den Absturz führt; die geschichtliche Darstellung der Massen und der Einzelpersonen; die Kerzenlichte und die Namen der Kinder; die Säulen mit den Ortsnamen der vernichteten Gemeinden… Das ist alles so ausdrucksreich, voll mit Symbolen… Ja, das ist eine hohe Kunst, und für Israel ein Weg, um diese furchtbare Geschichte zu verarbeiten. Jetzt kommt diese Nachricht, und – Dank der Exkursion - ich weiß, worum es hier geht… Aber eigentlich wollte ich auch nicht darüber schreiben.
Für einen großen Gewinn der Exkursion halte ich, dass ich in die religiöse Vielfalt Israels einen tieferen Einblick bekommen habe. Darüber möchte ich schreiben, und die „ultra-orthodoxen Juden“ gehören auch dazu.
Ein großes Lob verdient unsere israelische Reisebegleiterin, die nicht müde wurde uns während der Busfahrten über die verschiedenen Religionen und Absplitterungen aufzuklären. Sie hat ausführlich über das Judentum geredet: Über die liberalen bzw. orthodoxen und auch über die ultra-orthodoxen Juden. Sie hat erzählt, wie sie den Sabbat begeht und auf meine Nachfrage hat sie auch kurz erklärt, warum sie vom Christentum zum Judentum konvertiert ist: Sie hat das Alte Testament immer schon geliebt, und als sie im Rahmen des Studienjahres in Israel war, hat sie das Judentum immer mehr kennengelernt. Sie empfand, dass es sich vielmehr um die Fragen kümmert, wie man praktisch lebt und wie man glücklich wird. Mit der Zeit hat sie auch gemerkt, dass Jesus für sie doch nicht das Zentrum zu sein scheint, auf den man nicht verzichten könnte…
Als wir das Gebiet der Kabbala um Safed durchkreuzten, erzählte sie uns über die jüdische Mystik. Kabbala wurde deswegen das Zentrum dieser Strömung, weil viele Juden sich hier ansiedelten, nachdem sie aus Spanien vertrieben wurden. Nicht weit von Tabgha wohnen die Messianisten. Sie sind Juden, die Jeschua als Messias anerkennen, die Kirche aber nicht. Mit ihren Behauptungen stehen sie in ziemlicher Spannung mit anderen Juden. Im Norden sind wir noch einigen Drusen begegnet. Sie sind leicht zu erkennen, weil sie in schwarz rumlaufen. Das ist eine Gruppe, die sich vom Islam um 1000 abgespalten hat und ihren Glauben geheim hält: mit 16 müssen sich die Jugendlichen entscheiden, ob sie religiös leben werden. Wenn ja, dann werden sie in die Religion eingeführt und dürfen nur innerhalb ihrer religiösen Gemeinschaft heiraten.
Über den Islam muss ich nicht lange schreiben. Die massiven Konflikte zwischen Juden und Palästinensern spürten wir oft in der Luft. Es ist traurig zu sehen, wie in Israel viel Aggression und Leid in den Religionsunterschieden ihren Grund haben.
Enden möchte ich mein Blogbeitrag mit dem Besuch in Akko: Dort erzählte unsere Reisebegleiterin lange über die Religion Bahai. Sie scheint eine unter den ganz wenigen Religionen zu sein, die auf Harmonie und Friede unter den Religionen setzt. – Angesichts vieler Konflikte im Nahen Osten sollten wir ihre Anliegen würdigen.
Ich bin sehr Dankbar für die vielen Erfahrungen mit diesen verschiedenen Religionen und auch dafür, dass ich mit euch diese Reise erleben durfte. 
Csermák Péter

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