Samstag, 12. Mai 2012

Jerusalem - St. Peter in Gallicantu

Die Reise in das Heilige Land ist durch den Besuch vieler bedeutender historischer Stätten für mich zu einem einmaligen Erlebnis geworden.
Besonders Jerusalem und seine Altstadt zu sehen, war für mich eine tolle Erfahrung. Die Stimmung abends im jüdischen Viertel war einmalig – ruhig, spirituell anmutend und doch freundlich. Nach einer kurzen Wegstrecke durch das Zionstor gelangten wir von dort schnell wieder zu unserem Quartier, auf dessen Gelände auch die Kirche St. Peter in Gallicantu steht.
Die Kirche St. Peter in Gallicantu (= St. Peter zum Hahnenschrei) liegt südlich der Altstadt, am Osthang des christlichen Zionsberges in Jerusalem. Man erreicht sie – wie gesagt – über das Zionstor, dem südlichen Ausgang der Altstadt.
In der Überzeugung von der Bedeutung des überlieferten Geschehens haben die ersten christlichen Gemeinden zunächst versucht, die Stelle zu lokalisieren, wo es sich ereignet hatte, und dann die Erinnerung daran lebendig zu halten gesucht. Es ist nicht verwunderlich, daß die Kaiserin Eudokia bei einer Reise nach Jerusalem auf dem Berg Zion eine Kirche zu Ehren des Hl. Petrus errichten ließ, sehr wahrscheinlich im Jahr 457. Diese Kirche wurde 529 während des Aufstandes der Samaritaner beschädigt und 614 von den Persern zerstört. Eine zweite Kirche, die armenische Mönche betreuten, wurde um 628 errichtet. Diese wurde bereits 1009 durch den Kalifen Hakim zerstört. Eine dritte Kirche, die von griechischen Mönchen betreut wurde, wurde von den Kreuzfahrern vor 1102 errichtet, 1219 zerstört und durch ein Oratorium ersetzt, das seinerseits zwischen 1293 und 1335 zerstört wurde.
Im Jahre 1888 entdeckten Patres des Assumptionistenordens die Reste einer etwa 20 x 16 m großen byzantinischen Kirche aus dem 6. Jahrhundert, die von den Kreuzfahrern erneuert worden war. Über diesen Ruinen entstand der heutige Kirchenbau, der 1931 geweiht wurde. Die Kuppel der Rundkirche hat ein kreuzförmiges Fenster. Mosaiken in der Kirche zeigen Jesus vor dem hohen Rat, den weinenden Petrus und verschiedene Büßergestalten. Die Kirche erinnert an die Verleugnung des Petrus nach der Verhaftung Jesu (Mt 26, 69-75; Lk 22, 56-62; Joh 18, 15-18.25-27).
Es gibt die Hypothese, dass an dieser Stelle das Haus des Hohenpriesters Kaiphas gestanden haben soll, vor den und die dort versammelten Ältesten Jesus nach seiner Gefangennahme geführt wurde (Mt 26,57).
Beim Bau der Kirche stieß man auf eine Geißelungskammer und eine Grotte, die als Gefängnis diente. Die Geißelungskammer ist in den Felsen gehauen. An den Säulen befinden sich aus dem Felsen herausgeschälte Ösen, durch die Stricke gezogen wurden, um die Arme und Beine des Sträflings daran anzubinden, damit man ihn besser auspeitschen konnte. Zu Füßen befinden sich zwei aus dem Felsen ausgehöhlte Becken. Das größere war für Salzwasser, um die Wunden damit zu desinfizieren, und das kleinere daneben war für Öl, womit die Wunden bestrichen wurden, damit sie wieder heilten.
Die Grotte, in die man von der Krypta aus blicken kann, wird als sogenanntes Gefängnis Christi ausgewiesen. Der Tradition nach wurde Jesus hier nach seiner Verhaftung gefangen gehalten. Der Ort gibt einen guten Eindruck davon, wie ein Verließ um jene Zeit ausgesehen haben mag. Damals gab es nur einen einzigen Zugang – eine enge runde Öffnung, durch die der Gefangene mit einem Seil um seine Brust von oben herabgelassen wurde. Das Seil blieb um seine Brust, damit man ihn damit wieder herausziehen konnte.
Ausgrabungen nördlich der Kirche brachten Teile eines antiken hasmonäischen Stufenweges ans Tageslicht, der vom Berg Zion ins Tal bis zum Teich Siloah führt. Über diese Treppe könnte Jesus nach dem letzten Abendmahl nach Gethsemane zum Ölberg gegangen sein. Über die gleiche Treppe könnte er eben auch später zum hohepriesterlichen Palast abgeführt worden sein.
Wer die Kirche besucht, kann Lk 22, 56-62 durch buchstäblich mehreren Ebenen auf sich wirken lassen. Über die heutige Kirche mit ihren zahlreichen Mosaiken (Verspottung der Wächter, Verurteilung zum Tod, Jesus wendet sich um und blickt Petrus nach der Verleugnung an etc.) kommt man zu einer Krypta, in die Teile eines älteren Kirchenbaus (s.o.) eingearbeitet sind, und schließlich gelangt man hinunter in das Gefängnis. Der Ausgang führt direkt auf die römische Treppe und weitere Ausgrabungen außerhalb des Kirchengebäudes zu.
„Ich freute mich, als man mir sagte: Zu Hause des Herrn wollen wir pilgern. Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem“ (Ps 122) und es war klasse!! J
Vielen Dank an die Sponsoren, Organisatoren und Mitfahrer für diese wahrlich berührende und einzigartige Studienreise!

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