Yad Vashem – was für ein beeindruckender Ort!
Als wir am zehnten Tag unserer Reise und am Ende eines sehr
anstrengenden Tages in Yad Vashem ankamen, konnte ich mich kaum noch
konzentrieren, doch die weltweit größte Holocaustgedenkstätte zog mich sofort in
ihren Bann.
Bereits am Tag zuvor hatte uns Tamar eine kleine Einführung
zu dem Museum gegeben und uns u. a. die Entstehungsgeschichte und den Namen des
Ortes erklärt. Yad Vashem
(hebr. „Denkmal und Name“) leitet sich aus Jes 65,5 ab: „Ihnen allen
errichte ich in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal, ich gebe ihnen
einen Namen, der mehr wert ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe
ich ihnen, der niemals getilgt wird.“
Die gesamte Gedenkstätte liegt auf dem Herzl-Berg und nimmt
durch verschiedene Denkmäler und Gebäude ein sehr weitläufiges Areal von 4200m²
ein, im Gegensatz zum eigentlichen Museum, das unterirdisch liegt. Auf dem
äußeren Gelände haben mich besonders die Bäume/die Allee für die Gerechten
unter den Völkern beeindruckt. Im Grunde ist es ein Mischwald, der mittlerweile
den ganzen Berg bedeckt. Jeder Baum hat ein Namensschild, der den Namen
(manchmal auch von ganzen Familien) eines nichtjüdischen „Gerechten“ trägt, der
einen Juden während des Nationalsozialismus gerettet hat. Genauso erwähnenswert
sind jedoch die „Halle der Erinnerung“ das „Denkmal für die Kinder“ oder das
„Tal der Gemeinden“.
Das von außen nicht sichtbare Museum zeichnet chronologisch
die Geschichte der Juden in Europa nach. Am Anfang der Ausstellung wird eine Art
Kunstfilm gezeigt, der die Vielfalt des jüdischen Lebens vor dem Holocaust
zeigen soll. Der Zuschauer wendet sich daraufhin symbolisch, aber auch physisch
davon ab und beginnt den Weg in das Tal des Todes. Das einzige, was der
Besucher daraufhin sieht, ist ein langer gerader Gang (180m), der in der Mitte
seinen tiefsten Punkt hat und am Ende wieder hinauf an die Erdoberfläche führt
– wie ein Pfeil, der sich durch den Berg gebohrt hat. Die einzelnen
Ausstellungsräume, die links und rechts des Weges liegen, müssen hintereinander
durchlaufen werden, so wird nach und nach durch Filme, Fotografien, Kunstwerke
und Dokumente die Geschichte des Holocaust erlebbar. Der tiefste Punkt des
Museums führt in das Jahr 1941, als die Vernichtungslager, wie z. B. Auschwitz,
in Betrieb genommen wurden. Danach geht es langsam wieder bergauf – im Museum
architektonisch, wie auch in der Geschichte. In den letzten Ausstellungsräumen
wir der Neubeginn des jüdischen Lebens in Europa, besonders aber in Israel,
gezeigt, was durch die letzte Station des Museums nachhaltig betont wird: Der
Besucher tritt nach dem Gang durch die unterirdische Geschichte wieder in das
Tageslicht und sieht von einer Terrasse auf Jerusalem.
Mir hat die Symbolik dieser Architektur sehr imponiert,
trotzdem hatte ich auf diesem Aussichtspunkt ein zwiespältiges Gefühl. Wenige
Tage zuvor hatten wir erst die nahegelegene Mauer nach Bethlehem passiert.
Vielen Dank nochmals an Tamar, da wir durch ihre Führung das
Denkmal, wie es in Jes heißt, erst verstehen lernten.
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