Dienstag, 24. April 2012

Yad Vashem


Yad Vashem – was für ein beeindruckender Ort!
Als wir am zehnten Tag unserer Reise und am Ende eines sehr anstrengenden Tages in Yad Vashem ankamen, konnte ich mich kaum noch konzentrieren, doch die weltweit größte Holocaustgedenkstätte zog mich sofort in ihren Bann.
Bereits am Tag zuvor hatte uns Tamar eine kleine Einführung zu dem Museum gegeben und uns u. a. die Entstehungsgeschichte und den Namen des Ortes erklärt. Yad Vashem (hebr. „Denkmal und Name“) leitet sich aus Jes 65,5 ab: „Ihnen allen errichte ich in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal, ich gebe ihnen einen Namen, der mehr wert ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals getilgt wird.“

Die gesamte Gedenkstätte liegt auf dem Herzl-Berg und nimmt durch verschiedene Denkmäler und Gebäude ein sehr weitläufiges Areal von 4200m² ein, im Gegensatz zum eigentlichen Museum, das unterirdisch liegt. Auf dem äußeren Gelände haben mich besonders die Bäume/die Allee für die Gerechten unter den Völkern beeindruckt. Im Grunde ist es ein Mischwald, der mittlerweile den ganzen Berg bedeckt. Jeder Baum hat ein Namensschild, der den Namen (manchmal auch von ganzen Familien) eines nichtjüdischen „Gerechten“ trägt, der einen Juden während des Nationalsozialismus gerettet hat. Genauso erwähnenswert sind jedoch die „Halle der Erinnerung“ das „Denkmal für die Kinder“ oder das „Tal der Gemeinden“.
Das von außen nicht sichtbare Museum zeichnet chronologisch die Geschichte der Juden in Europa nach. Am Anfang der Ausstellung wird eine Art Kunstfilm gezeigt, der die Vielfalt des jüdischen Lebens vor dem Holocaust zeigen soll. Der Zuschauer wendet sich daraufhin symbolisch, aber auch physisch davon ab und beginnt den Weg in das Tal des Todes. Das einzige, was der Besucher daraufhin sieht, ist ein langer gerader Gang (180m), der in der Mitte seinen tiefsten Punkt hat und am Ende wieder hinauf an die Erdoberfläche führt – wie ein Pfeil, der sich durch den Berg gebohrt hat. Die einzelnen Ausstellungsräume, die links und rechts des Weges liegen, müssen hintereinander durchlaufen werden, so wird nach und nach durch Filme, Fotografien, Kunstwerke und Dokumente die Geschichte des Holocaust erlebbar. Der tiefste Punkt des Museums führt in das Jahr 1941, als die Vernichtungslager, wie z. B. Auschwitz, in Betrieb genommen wurden. Danach geht es langsam wieder bergauf – im Museum architektonisch, wie auch in der Geschichte. In den letzten Ausstellungsräumen wir der Neubeginn des jüdischen Lebens in Europa, besonders aber in Israel, gezeigt, was durch die letzte Station des Museums nachhaltig betont wird: Der Besucher tritt nach dem Gang durch die unterirdische Geschichte wieder in das Tageslicht und sieht von einer Terrasse auf Jerusalem.
Mir hat die Symbolik dieser Architektur sehr imponiert, trotzdem hatte ich auf diesem Aussichtspunkt ein zwiespältiges Gefühl. Wenige Tage zuvor hatten wir erst die nahegelegene Mauer nach Bethlehem passiert.

Vielen Dank nochmals an Tamar, da wir durch ihre Führung das Denkmal, wie es in Jes heißt, erst verstehen lernten.

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